Pädagogische Prinzipien

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Das Bild vom Kind

Wir sehen das Kind als Konstrukteur seiner Entwicklung und seines Wissens.

Kinder sind Forscher und Entdecker, die in ihrem eigenen Rhythmus, mit einem eigenen Zeitgefühl auf vielfältige Art und Weise mit großer Energie und Neugier versuchen die Welt zu verstehen und den eigenen Platz in dieser zu finden.

Kinder besitzen große Potentiale. Jedes Kind verfügt über eine große Anzahl von Möglichkeiten, die in der Regel nicht ausgeschöpft werden.

Wir möchten den Kindern sowohl die Möglichkeiten, als auch die Zeit anbieten um zu forschen, zu fragen, zu hinterfragen, zu überprüfen wir nehmen Kinder erst und machen uns gemeinsam mit ihnen auf den Weg, Dinge zu verstehen.

 

Das offene Prinzip

Die offene Kindergartenarbeit wird missverstanden, wenn sie als Konzept für die konkrete Alltagsgestaltung (Räume, Zeitstrukturen) gesehen wird. Sie ist in ihrem Kern vielmehr eine Haltungs- und Einstellungsfrage von Erwachsenen.

Besonders im pädagogischen Umgang von Kindern mit dem Schwerpunkt Autonomie und Selbstorganisation bei Lern- und Entwicklungsprozessen. ErzieherInnen sind Akteure ihrer eigenen Pädagogik

Das bedeutet, wir gehen einen gemeinsamen Weg und finden unser Profil, indem wir für und mit Kindern im Entwicklungsprozess bleiben.

Pädagogik wird so zu einem nie endenden Gestaltungsprozess

Wer offen ist, ist voller Neugier und Lernbereitschaft. Wer offen zuhören kann, kann auf Vorurteile verzichten. So kann kindzentrierte Pädagogik entstehen, die zukunftsfähig ist. Seit wir unsere Raumstrukturen überdacht und verändert haben, haben wir uns insbesondere von „Reggio Emilia“ inspirieren lassen.

Es ist eine sehr anspruchsvolle Pädagogik, die viel von uns verlangt – aber es lohnt sich! Wir als Team sind sehr stolz darauf, in der „Arche- Noah“ diese pädagogische Arbeitsweise praktizieren zu dürfen und neugierig, was die Zukunft noch bringen mag.

 

„Das Kind ist stark, reich, mächtig und

kompetent.

Was kann Erziehung anderes sein als die

Kunst, diesen Reichtum und diese

Stärke zu bewahren und zu fördern.“

                                                                                                                           (Reggio Emilia)

Reggio-Pädagogik

Mit diesen Worten beschreibt Loris Malaguzzi, Begründer der Reggio-Pädagogik und langjähriger Leiter der Kindertagesstätten in Reggio Emilia (Italien), die wesentlichen Zielsetzungen der Konzeption. Kinder bei ihrer Auseinandersetzung mit der Welt zu unterstützen, heißt für die Pädagogen in Reggio, sie bei ihren Erkundungen und Lernschritten zu beobachten und nicht allein zu lassen. Die Erwachsenen folgen den Interessen der Kinder und begleiten sie auf ihren Wegen des Forschens und Lernens. Wenn beispielsweise Kinder nach einem Regenschauer die Welt in einer Pfütze entdecken, experimentieren sie mit Erzieherinnen und Kunstpädagogen in

den Ateliers der Kindergärten mit vielfältigen Möglichkeiten, um dem „Phänomen der Welt, die auf dem Kopf gestellt scheint“,auf die Spur zu kommen.

In den kommunalen Einrichtungen der Stadt Reggio Emilia wurde eine Konzeption

entwickelt, die Wege und die Kreativität von Kindern beim Erforschen ihrer Umwelt

ernst nimmt und unterstützt.

 

„Ein Kind hat hundert Sprachen“

sagen die Pädagogen in Reggio und meinen damit, dass jedes Kind auf eigene und

kreative Weise seine Eindrücke über die Welt Ausdruck verleiht. Inzwischen gilt die

Reggio-Pädagogik vielerorts als Synonym für neue und ungewöhnliche Wege in der öffentlichen Kindererziehung. Bei der Frage, was wir von Reggio lernen können, geht es allerdings nicht um den Import dieser Konzeption oder um neue Rezepte für die unsere Erziehungspraxis. Vielmehr wird der grundsätzlichen Frage nachgegangen, unter welchen Bedingungen Kinder heute aufwachsen und wie sie im Rahmen von Kindergärten hinsichtlich ihrer Rechte, ihrer Bedürfnisse und Fähigkeiten eine angemessene Unterstützung erfahren können.

Reggio ist eine „Pädagogik des Werdens“, welche sich immer weiter entwickelt. Dies ist kein Konzept, das man übernehmen kann, sondern eine Aufforderung, sich auf einen offenen Prozess einzulassen.

„Kinder sind – ebenso wie Dichter, Musiker und Naturwissenschaftler – eifrige Forscher und Gestalter.

Unsere Aufgabe besteht darin, die Kinder bei ihrer Auseinandersetzung mit der Welt zu unterstützen, wobei

all ihre Fähigkeiten, Ausdrucksweisen und Kräfte eingesetzt werden.“

                                                                                          L. Malaguzzi

 

 

Reggio-Pädagogik in der „Arche- Noah“

Reggio-Pädagogik ist eine Erziehungsphilosophie und kein Modell. Uns ist es wichtig, mit Kindern im Prozess zu bleiben, ihre Interessen wahrzunehmen und zu berücksichtigen. Bevor wir professionell handeln, beobachten wir die Kinder. Nur so können wir erkennen, in welcher Entwicklungsstufe sie sind.

Kinder sind eigenständige, kleine Menschen.

Das einzige was sie von Erwachsenen

unterscheidet, ist die Erfahrung.

 

Damit wir den Kindern in ihrer Entwicklung gerecht werden, sind uns folgende Punkte sehr wichtig:

• das optimistische Bild vom Kind

• der Raum als dritter Erzieher

• Rechte der Kinder

• Partizipation

• lernen durch entdeckendes und forschendes Lernen

• die Rolle der Erzieherin als Begleiter und Partner

• Projekte mit Kinder gemeinsam erarbeiten

• Beobachten und Dokumentieren

• Erziehungspartnerschaft mit Eltern u.ä.

• Kooperation mit anderen Institutionen

• Fort- und Weiterbildung des Personals

Der Raum als “dritter Erzieher“

Wie die erwachsenen Erzieher erfüllt der Raum für Kinder zwei Hauptaufgaben: Er gibt Kindern Geborgenheit und zum anderen Herausforderung.

Damit Kinder Räume auch annehmen und nutzen können müssen diese so gestaltet sein, dass eine Atmosphäre des Wohlbefindens besteht, die sowohl Geborgenheit vermittelt als auch zur Aktivität anregt. Die Raumgestaltung soll Lust machen mit anderen zu kommunizieren, auch weit über die Grenzen des Raumes hinaus. Er soll Impulse geben für Wahl und Bereicherung von Kinderaktivitäten. Er bietet viele gegenständliche Ressourcen für Spiel und Projektarbeit.

 

Ein Kind ist aus Hundert gemacht.

Ein Kind hat hundert Sprachen, hundert Hände

hundert Gedanken, hundert Weisen zu denken,

zu spielen und zu sprechen.

Immer hundert Weisen zu hören , zu staunen und zu lieben

hundert Weisen zu singen und zu verstehen

hundert Welten zu erfinden, hundert Welten zu träumen.

Ein Kind hat hundert Sprachen

doch es werden ihm neunundneunzig geraubt.

Die Schule und die Umwelt trennen ihm den Kopf vom Körper.

Sie bringen ihm bei:

ohne Hände zu denken, ohne Kopf zu handeln

ohne Vergnügen zu verstehen, ohne Sprechen zuzuhören

nur Ostern und Weihnachten zu lieben und zu staunen.

Sie sagen ihm, dass die Welt bereits entdeckt ist

und von hundert Sprachen rauben sie dem Kind

neunundneunzig. Sie sagen ihm:

dass das Spielen und die Arbeit,

die Wirklichkeit und die Phantasie,

die Wissenschaft und die Vorstellungskraft,

der Himmel und die Erde,

die Vernunft und der Traum

Dinge sind, die nicht zusammengehören.

 

Sie sagen also, dass es die hundert Sprachen nicht gibt.

Das Kind sagt: „Aber es gibt sie doch.“

 

(Loris Malaguzzi, Reggio Emilia 1985)

(übersetzt von A. Dreier)